Erster Tauchgang 2015

Die Vorbereitungen laufen auf vollen Touren! Die Flaschen sind gefüllt und die Ausrüstung ist gecheckt. Bis jetzt wechselt sich der Tag mit dem Blick auf den aktuellen Wetterbericht und der Vorfreude auf den heutigen Tauchgang. Leider ist das Wetter zur Zeit so unbeständig, dass sich die Lage halbstündlich ändern kann! Zudem kommt die Meldung aus den Nachrichten, dass vor Helgoland ein Frachtschiff in Brand steht und die Gefahr einer Explosion nicht ausgeschlossen ist!  

 http://m.spiegel.de/panorama/a-1035696.html

Anwohner in Cuxhaven und Umgebung sollen die Fenster geschlossen halten.

Da stellt sich die Frage, ob so ein Tag der richtige ist, um ins Wasser zu springen 😁

Wir alle sind allerdings so heiß auf den Tauchgang und das neue Wrack, dass wir es zumindest auf einen Versuch ankommen lassen!

Unser heutiges Ziel ist ein Vorpostenboot, welches 1944 durch einen Lufttorpedotreffer vor Norderney versenkt wurde. Durch die Vorarbeit von Olli und Dirk haben wir Bereits die korrekte Position und auch schon die ersten Sidescans. 

 Alles in allem ist das ein vielversprechender Spot!

Über das Boot wissen wir:

  • Länge ca. 44 m
  • Breite ca. 7,5 m
  • Untergangsursache Luftangriff ( Torpedo)
  • Ehemaliges Fischerboot

   

 17.00 Uhr  Ich bin mit Wilfried als erster im Hafen von Norddeich. Wir starten mit den Vorbereitungen und machen das Boot soweit fahrbereit, ein paar kleine Reparaturen noch und dann schonmal die Geräte aufrüsten. Mittlerweile sind Ulli und Niko auch eingetroffen und starten ebenfalls mit den Vorbereitungen! Der Zeitplan drängt ein wenig, da das Stauwasser für 19.08 Uhr gemeldet ist und wir immerhin noch gute 25 km Strecke vor uns haben. Nach dem Dirk auch eingetroffen ist, befördern wir seine Ausrüstung noch an Bord und auf gehts! 

 

Begutachtung des Humminbird, welches wir leiweise von Niko zum Testen bekommen haben.
  
Niko schlüpft in seinen Skipper-Dress
   

 

Dirk T. beim Aufrödeln

 

Ein Bick auf die Uhr: 18.15 Uhr! Motor an, Leinen los, Fender einholen und auf gehts! Beim Verlassen der Hafeneinfahrt schiebt Niko den Gashebel nach vorn und wir fahren mit geschmeidigen 40km/h Richtung Vorpostenboot. Laut Seewetterbericht ist eine signifikante Wellenhöhe von 2,5 m gemeldet😒. Zwischen Festland und Norderney ist noch “Ententeich” angesagt, aber in der Ferne ist schon gut die Gischt vor der Insel zu erkennen. Zum Glück sind es langezogene Wellen mit maximal 2 m Höhe, was die Fahrt doch noch recht angenehm macht. An der zuvor bestimmten Position angekommen läuft alles wie am Schnürchen. Ulli und ich bereiten das Ankergeschirr vor, während Dirk und Wilfried gebannt auf das Echolot starren und Niko entsprechende Kommandos für den Kurs geben! Ein lautes “JETZT” ist das Signal für mich, den Anker über Bord zu schmeißen. Nachdem das Seil über Bord rauscht und letztendlich die Markierungs- sowie die Strömungsboje im Wasser sind, geht es mit Hochtouren in die Ausrüstung.  Blick auf die Uhr: 19.45 Uhr. Das Stauwasser also um gute 40 min verpasst – mal sehn wie strömungsreich der Tauchgang wird.

  
Beim Abtauchen durchstoßen wir in den ersten 9m einen kleinen Schwarm von Feuerquallen, die Sicht ist gut und es ist nur wenig Strömung spürbar. Am Grund den Anker in Sicht, aber kein Wrack! Der Tiefenmesser zeigt 20 m. Also das Reel an den Anker geknotet und auf geht’s das Wrack suchen.  Mit westlichem Kurs gegen die leichte Strömung an. Nach ca. 50 m Volltreffer! Wir haben das Vorschiff erreicht. Interessanterweise gab es Unterwasser schon die erste Diskussion  im Bezug auf den Befestigungspunkt für das Reel am Wrack. Der Befestigungspunkt sah aus wie eine Wellendurchführung, was allerdings für das Vorschiff nicht sein kann😦.  

 

Schau mal den Anker, Ulli

 

Egal, auf ging’s zur Erkundungstour. Die Bordwände ragten ca. 3 m aus dem Grund und das Wrack stand aufrecht auf dem Kiel. Aktuelle Tiefe 23 m. Es hat sich um’s gesamte Schiff eine Art Kolg gebildet, so das das Wrack komplett in einer Senke liegt. Wir tauchten am Bug Richtung Oberdeck, welches allerdings aus mehr Löchern bestand, als aus vollständigen Flächen. Die Struktur des Schiffes ist gut zu erkennen und wir beschließen an der Backbordseite in Grundnähe das Wrack weiter zu betauchen. Mittlerweile sind wir gute 20 min. beim Wrack und die Strömung ist nahezu vollständig verschwunden. Interessant, wie trotz modernster Messtechnik die Gezeitenvorhersage doch abweichen kann – da zeigt sich mal wieder, dass die Nordsee total unberechenbar ist.

  
  
Weiter Richtung Achterschiff erscheint der Meeresgrund wie eine Art Schrottplatz, überall liegen Wrackreste, vereinzelt Netzteile und es sind jede Menge Einsiedlerkrebse, Seespinnen und Grundeln unterwegs. Nach ca. 20 m endet das Wrack in einer Art Trümmerhaufen, hier muss der Torpedo eingeschlagen sein oder es handelt sich um die Bruchstelle vom Untergang! Bei der Umrundung an der Steuerbordseite erkennt man Lichtstrahlen in der Dunkelheit, das sind Dirk und Wilfried. Ulli und ich erkennen eine große Bruchstelle in der Bordwand und beschließen einen kleinen Abstecher ins Wrack. Vorbei an alten Dampfleitungen entdecken wir noch alte Ausrüstungsteile des Schiffes, welche wir beim nächsten Tauchgang mal etwas genauer ins Auge fassen wollen. Ein erneuter Blick auf den Bottomtimer zeigt eine Grundzeit von 50 min. an und wir beschließen, uns auf den Rückweg zu machen. Beim Einrollen des Reels Richtung Anker kommen wir an einer großen Kettentrommel vorbei, die noch voll mit Kette ist. Die Kettentrommel ist in der Mitte durch ein großes Zahnrad in zwei Segmente geteilt. Kurz darauf ist auch schon wieder der Anker in Sicht und wir beginnen nach dem Einklappen des Ankers mit dem Aufstieg. In unserem kurzen Dekostop treffen wir Wilfried und Dirk wieder und ein breites Lächeln ist auf allen Gesichtern zu erkennen.

   
 

Beim Durchdringen der Wasseroberfläche ist auch schon Niko mit dem Boot zu sehen, der gleich mit dem Aufnehmen von uns Tauchern startet.

   
  
Zurück an Bord gibt es erstmal einen Snack und jede Menge Gesprächsstoff für die Rückfahrt. Mittlerweile ist es 24.00 Uhr und ich trete den Heimweg  von Norddeich Richtung Emden an.  
Einen großen Dank an alle, die mit dabei waren sowie an Dirk H. und Olli für die super Vorbereitung. Schade, dass es bei euch beiden nicht geklappt hat!

Zudem nochmal ein großes Dankeschön an Niko Reisch ( NWF Nordwest-Funk GmbH http://www.nordwest-funk.de ) für den Einsatz als Skipper und Leihgeber des Humminbird.