Für heute steht die MS Zander auf dem Plan.

Es ist der 04.06.2015, 17.30 Uhr bei bestem Wetter fahre ich  im Hafen von Norddeich auf das Gelände  des Jachthafens.


Dirk ist auch schon da und wir bereiten das Boot soweit wie möglich  für die Abfahrt vor. Jetzt erst mal ein wenig quatschen und dann schon mal vorbesprechen zu welchem Wrack es denn heute geht.

Die Tendenz geht Richtung MS Zander. Mal schauen, was Olli und Dirk so sagen. Nun aber die Geräte startklar machen und zuvor noch kurz das Gas analysieren. Saubere Punktlandung, in allen Flaschen ein glattes NX 32.


Die Geräte also zusammengeschraubt und alles an Bord verstaut. Mittlerweile sind Olli und Dirk mit ein wenig Verspätung dazu gestoßen. Jetzt steht es definitiv fest, es geht zur MS Zander.


Die MS Zander ist ein Arbeitsboot das letztes Jahr von einer Niederländischen Firma gekauft wurde. Bei der Überführung von Dänemark in die Niederlande ist es vor Norderney in Seenot geraten und untergegangen. Bei dem Unfall sind zwei Dänische Seemänner ums Leben gekommen.

Kopie aus der Ostfriesenzeitung
Kopie aus der Ostfriesenzeitung

Die MS Zander

  • 26,8 m Lang und  7,55 m.
  • Untergangsdatum: 24.11.2014
  • Unfallursache: unbekannt
  • Wassertiefe bei Niedrigwasser: 20 m

Bevor es losgeht werden noch schnell die Seefunkgeräte auf Funktion getestet. Alles OK! Leinen los!

In der Hafenausfahrt sieht das Wasser so glatt wie ein Spiegel aus, laut Seewetterbericht haben wir vor de Küste 2 Beauford und eine signifikante Wellenhöhe von 0,5 m.

Beim passieren von Norderney zeigt sich, dass der Wetterbericht recht hatte. Leichte und kurze Welle mit ca. 0,5 m. Dirk drückt nochmal den Hebel auf den Tisch und wir gleiten mit der Sonne im Nacken Richtung MS Zander.  Die Nordic kommt in Sicht und wir wissen, dass wir bald da sind. Da wir heute leider keinen Skipper an Bord haben müssen wir also in zwei Gruppen tauchen.

Die erste Gruppe besteht aus Wilfried, Olli und Dirk Terbeek. Ich übernehme also das Ruder während sich die drei fertigmachen und Dirk Heinemann Unterstützung beim Anziehen leistet.

Unsere Ankerboje und Strömungsboje zeigen deutlich, dass wir noch etwas Strömung haben.

Jetzt ist es so weit! Die Drei sind startklar und auf Kommando geht`s auf ins Wasser! Nochmal ein kurzes ok-Zeichen und sie tauchen ab. Ich und Dirk nutzen die Zeit um noch ein paar Scan’s vom Wrack zu machen. Ein Blick  auf die Uhr zeigt, das sich die vereinbarte Grundzeit dem Ende nähert und wir beginnen nach blasen bzw. Dekobojen Ausschau zu halten. So wie sich anhand der Strömubgsboje zeigt haben wir das Stauwasser erreicht. Als Wilfried die Wasseroberfläche durchstößt, sehen wir sein breites Grinsen.

Jetzt also los und ab ins Wasser. Die Aufgaben unserer Besatzung wechselt und eh wir uns versehen ist der Kopf auch schon unter Wasser! Die Strömung ist jetzt bei null angelangt und wir bewegen uns am Ankerseil in Richtung Wrack auf 20m Wassertiefe.  Das Wrack taucht langsam vor uns auf und wir sind auf Höhe des Führerstandes.

 

Foto Olli Hirsch

Ich beginne meine Videokamera und das entsprechende Licht in betrieb zu nehmen und freue mich schon jetzt wie ein Keks auf das Videomaterial! Dirk bekommt die zweite Kamera in die Hand gedrückt und auf geht`s. Das Wrack ist so beeindrucken das mir leider erst zum Ende des Tauchgangs aufgefallen ist das ich anscheinend die Kamera nicht eingeschaltet habe.

Wir tauchten links an der Backbordseite mittschiffs Richtung Bug. Auf dem Vorschiff waren geöffnete Decksluken zu sehen, die den ersten Einblick ins Schiffsinnere zuließen.

 

Fotograph Olliver Hirsch

Vom Vorschiff aus konnte man in Richtung der Aufbauten den Fahrstand sehen und links davon eine Tür durch die es in einen kleinen Aufenthaltsraum ging. Ich positioniere mich beim Eingang und Dirk tauchte in den Raum um sich umzusehen und zu serkunden ob es von dort aus weiter ins Schiff geht.

 

Videoausschnitt “kleiner Aufenthaltsraum”

Der Raum erwies sich als Einbahnstraße, was uns zum weitertauchen veranlasste. Auf der Steuerbordseite öffneten sich weitere Türen.

 

Foto Olliver Hirsch

Die erste führte uns in den Maschinenraum, welcher neben dem leichten Bewuchs den Eindruck hinterließ als wurde dort noch vor kurzem gearbeitet.

Im Maschinenraum

Werkzeuge sowie Ersatzteile hingen noch an der Wand. Eine Tür weiter erreichten wir den großen Aufenthaltsraum. Die Stühle sowie die Einrichtung lagen wild verteilt im Raum. Die Flora und Fauna haben sich dort schon breit gemacht was dazu führte das uns einige dicke Krebse beim vorbei tauchen beobachteten.

 

Foto Olliver Hirsch

Ein etwas mulmiges Gefühl überkam mich, als ich eine Thermoskanne in der Ecke liegen sah, die wahrscheinlich zu einem der verunglückten Seemänner gehörte.  Beim verlassen des Aufenthaltsraum schaute ich links in die Bordtoilette wo sich wie von Geisterhand ein roter Duschvorhang in der Strömung bewegte. Beim Blick Richtung Waschbecken sah ich eine Art Verschluß aus dem Sediment ragen. Der Griff nach dem Teil entpuppte sich als Bullauge. Ich zog es hervor um es Dirk zu zeigen und legte es dann vor dem Eingang nieder. An dieser Stelle möchte ich kurz darauf hinweisen, das wir solche Mitbringsel dort  belassen wo sie hingehören. Wir finden es gibt nichts schlimmeres ein Wrack zu betauchen wo man gleich sieht das dort Wrackplünderer vor Ort waren.

Mittlerweile hatten wir eine Grundzeit von etwa 55 min auf der Uhr und die Strömung hatte  so angezogen, das man nur mit Mühe seine Position halten konnte.

 

Foto Oliver Hirsch

Den Daumen hoch und den Zeigefinger nach vorn veranlasst uns den Anker einzuklappen und frei zu legen.

 

Foto Olliver Hirsch, “volltreffer”

Wir starten  mit dem Aufstieg in Richtung Sicherheitsstop, wo mir dann die Gesichtszüge entgleisten. ” kein Blinken an der Kamera = keine Aufnahme”.

An der Wasseroberfläche angekommen, sahen wir schon unser Boot.  Die Sonne trat gerade am Horizont ins Wasser und auf uns Wartete schon ein dickes Stück von Ollis Wassermelone. So ein Abend auf der Nordsee ist etwas unbeschreibliches und ist vergleichbar mit einem Kurzurlaub.